„Im Märzen der Bauer …“, so beginnt ein bekanntes Kinderlied. Das Säen ist demnach eine Tätigkeit des Frühjahrs – aber eben nicht nur. Winterweizen sät man im Hebst ein und auch bei der Neuanlage einer Bienenweide sollte berücksichtigt werden, dass viele einheimische Wildblumen zu den sogenannten Kühl- oder Kaltkeimern gehören. Früher wurden sie auch als Frostkeimer bezeichnet, was eher irreführend ist, da Temperaturen unter null Grad nicht zwingend notwendig sind.
Die Ackerwitwenblume (Knautia arvensis, s. Foto) oder der Natternkopf (Echium vulgare) sind zwei prominente Vertreter unter den Kaltkeimern. Sie keimen im Frühjahr nur dann, wenn sie vorher eine Kälteperiode durchgemacht haben. Die Samen besitzen einen hormonellen Schutz, der dafür sorgt, dass sie nach dem Quellen nicht sofort keimen und so möglicherweise zu einer ungünstigen Jahreszeit, beispielsweise kurz vor dem Winter aufgehen und dann direkt erfrieren. Der Kältereiz baut die keimhemmenden Substanzen nach und nach ab, so dass die keimfördernden Hormone irgendwann überwiegen und der Samen dann im Frühling wirklich zur Keimung kommt.
Will man die Kälteperiode nicht abwarten und Samen von Kaltkeimern direkt im Frühjahr aussäen, kann man die Samen auch einer künstlichen Kältebehandlung unterziehen. Dieser Vorgang wird in der Botanik Stratifikation genannt. Hobbygärtner können das im Kühlschrank machen. Den Samen gibt man dazu in ein offenes Glas mit feuchtem Sand und mischt alles durch. Anschließend stellt man das Glas für vier bis sechs Wochen ins Gemüsefach, schüttelt es pro Woche einmal durch und achtet darauf, dass der Sand feucht bleibt.
Also könnten wir auch singen: „Im November der Bienenfreund die Samen ausbringt.“